Die Nordinsel Neuseelands

Flughäfen sind doch immer wieder für ein Abenteuer gut. Die Einfuhrbestimmungen für Neuseeland sind sehr strickt, damit die einzigartige Natur geschützt werden kann. Wir mussten alle mitgebrachten Pflanzen, Lebensmittel und Gerätschaften deklarieren. Zum Glück fanden nur unsere Wanderschuhe Anstoss beim diensthabenden Beamten. So mussten wir vor der Einreise unsere Schuhe aus dem Rucksack wühlen und vorweisen. Sie waren offensichtlich keimfrei, wie auch der Rest unseres speziell gescannten Gepäcks. Wir dürfen einreisen. Jipii!
Neuseeland begrüsst uns mit kaltem und nassem Wetter. In Auckland fassen wir den nächsten Campervan. Er ist grösser als seine zwei Vorgänger und mit einer Toilette ausgestattet. Was für ein Luxus! Wir werden die vielen öffentlichen Toiletten vermissen *grins*. Natürlich haben wir das Gefährt mit Absicht so gewählt. In Neuseeland hat es viele Plätze wo man wild campieren darf, wenn ein Abort im Fahrzeug ist.

In Auckland treffen wir uns mit einem Studienkolleg von Päde. Sie haben sich seit rund sechs Jahren nicht mehr gesehen. Mit Roman und dessen neuseeländischer Freundin Jaimee (eine Kiwi, wie sich die Leute hier nennen) verbringen wir einen gemütlichen Abend. Bei gutem Essen und einem steilen Spaziergang auf den Hausberg Aucklands, den Mount Eden, erzählen sie uns viel über die Gegend, die Kultur und das Land. Viel zu schnell wird es Nacht. Wir dürfen in ihrem Innenhof übernachten und schlafen ganz gut in unserem neuen Zuhause.

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Unsere Fahrt bringt uns als nächstes nach Rotorua. Hier haben sich diverse Stämme oder Familien der Maori zur Aufgabe gemacht den Touristen ihre Kultur weiterzugeben. Wir buchen ein solches Abendprogramm, obwohl wir eigentlich nicht so auf diese riesen Touri-Anlässe stehen. Über die Kultur des Naturvolkes ist sonst nur in Museen zu lesen und solche Häuser sind ein Graus für Päde. Der Abend verspricht die Kultur auf eine kompakte und unterhaltsame Weise erleben zu können.
Es beginnt ganz grauenhaft. Im Zelt mit ca. 150 Personen werden die 22 anwesenden Nationen mit riesen Entertainment begrüsst. Danach wird es besser. Wir lernen viel über das kriegerische und bisweilen brutale Volk. Ihre Begrüssungszeremonie, Gesänge, Tänze, Geschichten dahinter, ihre Waffen und Kriegsschiffe, die Tätowierungen und natürlich auch ihre Art zu kochen. Wir werden mit einem traditionellen Festessen gestärkt, welches im Boden über 4 Stunden gedämpft wird. Es hatte einen ganz eigenen Geschmack und war sehr lecker. Zum Abschluss gingen wir mit Taschenlampen durch den Busch zur heiligen Quelle des Stamms. Wir werden angewiesen alle Lampen auszuschalten, doch es wird nicht komplett finster. In allen Ecken und Büschen sieht man Glühwürmchen vor sich hin glimmen. Einmalig schön. Je mehr Hunger sie haben, desto heller leuchten sie scheinbar. Maja sollte auch so eine Lampe haben, dann wüsste man schon frühzeitig wenn schlechte Laune auf Grund von Hunger aufkommt *grins*.

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Am südlichen Ende des schönen Lake Taupo bleiben wir ungeplant etwas länger. Eigentlich möchten wir hier die Tongariro Alpenüberquerung machen, doch das Wetter ist für die kommenden zwei Tage regnerisch und kalt. Die Wanderung führt auf einem 19,4km langen Weg, durch ein vulkanisches Gebirge mit 1000m Höhenunterschied. Es bietet eine einmalige Aussicht auf Krater und Seen, welche bei schlechtem Wetter verdeckt wäre. Uns kommt diese Zwangspause ganz recht. Wir sind vom vielen Reisen gesättigt und geniessen die zwei Tage im Regen regelrecht. Im gemütlichen Camper kann man sich mit einer Tasse Tee oder Kaffee gut hinter Bücher verkriechen und erst zwei Tage später wieder hervorkommen *grins*. Dann kündigt sich die Sonne an. Für die Wanderung fahren wir an den Endpunkt und müssen einen Bus zum Start nehmen. Wir buchen den Bus um 06:15. D.h. Tagwache um 4:45 Uhr (Warum tun wir uns das nur an!), Abfahrt um 05:00 Uhr, Frühstück vor Ort um 05:45 Uhr. Ein Wahnsinnes schöner Morgen

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In zwei kleinen Busen werden die Frühaufsteher an den Start der Wanderung gekarrt. Bevor es los geht spricht und singt unser Fahrer ein Gebet auf Maori, damit wir sicher ankommen. Es ist kurz vor 07:00 Uhr und es hat hier bereits gegen 30 Personen die sich auf den Weg machen. Das ist also bei weitem nicht so einsam, wie unsere Wanderungen in Australien. Im Hochsommer gehen pro Tag weit mehr als 1000 Personen über diesen Pass! Ein riesen Geschäft. Es hat viele Transportunternehmen, Bergführer, Kleider und Ausrüstung werden vermietet, oder Flüge angeboten! Völlig verrückt! Es ist noch kalt, darum gehen wir schnell los. Der Weg ist gut ausgebaut und gepflegt und steigt nach einer knappen Stunde plötzlich steil durch das vulkanische Gestein an. Einer der Kegel ist im 2012 zum letzten Mal ausgebrochen und man muss sich vor der Wanderung mit den möglichen Gefahren befassen.

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Je weiter wir ansteigen umso kälter und windiger wird es. Wir sind zwar ziemlich gut ausgerüstet, trotzdem ist es nicht so wirklich gemütlich. Auf dem ersten Sattel und dem folgenden Anstieg auf einer Krete werden wir fast tiefgefroren und weggewindet. Im Gesicht sind es gefühlte minus 20°C. Bis hierher waren wir in der Sonne, doch auf dieser Höhe werden wir und die Gipfel von den Wolken verschluckt. Wir hoffen auf baldige Besserung, da wir doch gerne die Aussicht geniessen würden.

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Auf dem höchsten Punkt könnte man in einen Krater hineinsehen, mit rotem Gestein. Leider will uns der Nebel die Sicht nicht frei geben. Es ist so kalt, dass wir nicht lange stehenbleiben und auf ein Loch in den Wolken warten wollen. 10min. später, beim Abstieg, reisst der Himmel aber tatsächlich auf und gibt die Sicht auf die Emerald Lakes frei, von welchen jeder eine andere einmalige Farbe hat. Der Duft nach faulen Eiern macht klar, dass wir hier nicht an netten kleinen Bergseen sind. Überall hat es Stellen wo es aus dem Boden dampft. Alleine dieser Anblick war die Kälte und den Aufstieg wert. Unsere Fotos können die Farben bei weitem nicht naturgetreu wiedergeben.

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Der Wind ist immer noch beissend und wir steuern bald schon auf den nächsten See zu, den Blue Lake. Hier ist es etwas windgeschützt, trotzdem wollen unsere Finger nicht so recht auftauen. Erst etwa nach der Hälfte des Abstiegs werden unsere kalten Knochen wieder warm. Der Weg führt weiter durch unterschiedlichstes Gestein und zum Schluss durch den Regenwald und bleibt zu jeder Zeit spannend. Trotzdem zogen sich die knapp 20km am Ende in die Länge und wir spürten unsere Beine ganz schön. Eine unheimlich faszinierende Gegend. Da aber viele Leute davon angezogen werden, lohnt es sich so früh wie möglich zu gehen, um die Massen zu vermeiden, alleine ist man trotzdem bei weitem nicht.

Von der Nordinsel Neuseelands haben wir nur wenige markante Punkte gesehen, trotzdem hat sie uns begeistert und berührt und lässt uns gut erholt weiterziehen. Mit der Fähre geht es mit Sack, Pack und Camper auf zur Südinsel…

One thought on “Die Nordinsel Neuseelands

  1. Victor

    Hoi zäme,

    Immer wieder spannend zu lesen was Eure Reise alles für Erlebnisse birgt. Mit Neuseeland seid Ihr nun an einem Ort angelangt, den ich noch gar nicht kenne – sehr spannend und vor allem wunderschöne Fotos! Geniesst die Zeit!

    Herzliche Grüsse, Victor

    Reply

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