Die Westküste in einem Schnurz

Auf dem Weg Richtung Augusta suchen wir im Verlauf des Nachmittags einen Platz um zu Übernachten. In der Nähe der Strasse hat es zwei Campingplätze im Wald, die uns aber nicht so recht gefallen wollen. Der nächste Zeltplatz auf unserer karte liegt 30 km (!) von der Strasse entfernt, direkt am Lake Jasper. Das klingt für uns vielversprechend da wir immer auf der Suche nach einsamen Plätzchen in der Natur sind. Die ersten 21km auf einer landestypisch roten Schotterstrasse sind kein Problem für uns und unseren 4WD. Danach wird es spannender, denn die letzten 9km sind hügelige und teilweise tiefe Sandpiste. Da ist die Untersetzung des Getriebes dringend nötig. Der Nachteil von einsamen Orten ist natürlich, dass kaum jemand vorbeifährt und helfen kann, falls man stecken bleibt. Für den Fall, dass wir uns eingraben, haben wir eine Schaufel dabei und für den Extremfall einen GPS-Tracker, mit dem wir einen Notruf absetzen könnten – denn Natel-Empfang ist auch weit und breit nicht verfügbar. Nach 9km Sandpiste sind wir komplett durchgeschüttelt und froh, als der Parkplatz in Sicht ist. Was uns hinter den Bäumen erwartet, ist ein kleiner, bezaubernder Sandstrand am Ufer des klaren Badesees. Ein Nachmittag und Abend zum Geniessen. Wir brauchen auch nicht Schäfchen zählen als wir zu Bett gehen, denn wir werden von den Fröschen in den Schlaf gequakt.

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Die letzten Nächte waren unter 10 Grad und langsam schleicht sich die Frühlingskälte hier im Süden in unsere Knochen. Es macht nicht so viel Spass im dicken Pulli und einer Jacke, abends im Auto zu sitzen und immer noch leicht zu frösteln. Wir planen deshalb in einem „Schnurz“, der Küstenstrasse entlang bis nach Cervantes, nördlich von Perth zu fahren. Die Küste hätte auch sehr viele schöne Orte zu bieten, ist aber sehr touristisch und davon werden wir im Osten noch mehr als genug haben. Zudem müssen wir auf Grund der beschränkten Zeit Prioritäten setzen *sniff*. Also dann mal los… ca. 750km Weg in zwei Tagen. Die erste Nacht verbringen wir in der Nähe von Augusta im Leeuwin Nationalpark, wo es wilde Callas hat. Schön, diese grosse Blume mal nicht nur beim Floristen zu bewundern. Nach einem weiteren Tag erreichen wir im späteren Nachmittag Gilterton. Der Campingplatz ist bereits ausgebucht, deshalb müssen wir auf einen Rastplatz beim Highway ausweichen. Es steht bereits ein Fahrzeug dort und wir wollen uns beim dazugehörigen Ehepaar kurz erkundigen, ob man hier wirklich übernachten darf. Sie bestätigen uns das in breitem Baslerdeutsch. Erwin und Julia sind für 7 Monate in Australien am Reisen – total angefressene Outdoor-Freaks, aber sehr sympathisch und gesprächig.

Am nächsten Tag erreichen wir unser Ziel, die Pinnacles in Cervantes. Das sind Gesteinssäulen und spitze Felsen, die aus dem Sand ragen. Rundherum ist Buschland, doch ein Brand hat das Gebiet vor vielen Jahren in eine Wüste verwandelt. Die markanten Felsen, die vom Regen geformt wurden, ragen nun zu tausenden, total nackt in den Himmel. Wir fahren erst am Abend zu den Pinnacles raus, dann soll das Licht speziell schön sein. Es ist ein eigenartig anmutender Ort, den wir mit Staunen durchwandern. Erst kurz vor dem Sonnenuntergang können wir uns von den Steinen lösen und fahren zum Campingplatz zurück. Eigentlich vermeiden wir es in der Dämmerung zu fahren, da dann die meisten Wildtiere unterwegs sind. Wir möchten hier nicht berichten müssen, dass wir ein Känguru mit gerammt haben. Dementsprechend aufmerksam und langsam fahren wir in unser Nachtlager.

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Die nächsten zwei Tage brauchen wir etwas Ruhe. Bereits kurz nach Mittag kommen wir in der Coronation Bay bei Geralton an und verbringen den Nachmittag mit lesen. Der schöne Strand ist bei Windsurfern sehr beliebt. Die grossen Wellen brechen an einem Halbkreis förmigen Riff ausserhalb der Bucht, was das Wasser in der Bucht ruhig macht.

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Mit leichter Wehmut nehmen wir Abschied von diesem schönen Ort, denn uns zieht es in den Nationalpark bei Kalbarri. Eine Gegend mit tiefen Schluchten, ähnlich dem Grand Canyon, aber in etwas kleineren Dimensionen. Mehr dazu im nächsten Bericht. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem der vielen Salzseen vorbei. Dieser ist insofern speziell, da er in einem unnatürlichen pink/violett leuchtet als wir vorbeifahren. Im hohen Salzgehalt kann nur eine spezielle Art von Bakterium überleben. Dieses verwandeln den See bei warmen Temperaturen in eine Himbeersauce *g*.

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