Narromine

Auf dem Flugplatz von Narromine treffen wir auf einen Teil der anwesenden Junioren und ihre Crew. Die Begrüssung ist herzlich und wir fragen nach dem Standort der Schweizer auf dem Flugplatz-Campingplatz, damit wir unseren Van möglichst nahe zu ihnen stellen können. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass sie gar nicht auf dem Flugplatz wohnen, sondern in ein Motel eingemietet sind. Da wir hauptsächlich wegen den Piloten und der Crew hier sind möchten wir nicht an einem komplett anderen Ort wohnen. Also fragen wir im Motel, ob es noch ein Zimmer hat und wir bekommen tatsächlich den letzten Raum. Als wir die Rezeption verlassen dreht die Angestellte die Tafel vor dem Haus auf „no vacancies“. Wir stehen kurz unter die Dusche und machen uns schön für die offizielle Eröffnungsfeier der Junioren Segelflug Weltmeisterschaft. Es scheint der Anlass des Jahres zu sein. In den Schaufenstern der Läden hat es Plakate und beim Ortseingang hängt ein Banner über der Strasse. Der Flugplatz mit all seinen Fahnen ist sowieso von weitem zu sehen.

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Die Teams dürfen ins Sportstadium einlaufen und werden dabei vom Moderator vorgestellt. Eine Tribüne ist aufgebaut, es gibt einen VIP Bereich und die örtliche Blasmusik spielt. Daneben hat es Markt- und Essstände. Die Organisatoren haben das wirklich mit viel Liebe gestaltet. Für die Eröffnungsfeier ist sogar ein hoher Schweizer Gast angereist. Wir werden vom Teamcaptain Beat Straub vorgestellt und dürfen einen sehr entspannten und sympathischen Schweizer Botschafter kennen lernen. Marcel und Erika Stutz sind eigens von Canberra angereist um die Junioren zu unterstützen. Sie waren gestern mit der Mannschaft essen und heute laden sie zu einem „Schlummi“ (Glas Wein) im Motel ein, denn sie wohnen am gleichen Ort wie wir.

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In den kommenden Tagen sind wir Teil des Schweizer Teams, versuchen sie so gut wie möglich zu unterstützen und dürfen den Wettkampf und die Stimmung hautnah miterleben. Wir wollen versuchen dies hier weiterzugeben.

Die Piloten und der grössere Teil der Crew schlafen jeweils möglichst lange. Erst gegen halb neun Uhr wird es vor den Zimmern im Motel lebendig und man frühstückt an den kleinen Tischen, draussen in der Sonne. Die Polnische Crew, welche ebenfalls am selben Ort wohnt, ist zu diesem Zeitpunkt jeweils bereits auf dem Flugplatz (!). Um neun Uhr fahren auch die Schweizer los, um die Flugzeuge mit Wasserballast zu füllen und für den Wettkampf vorzubereiten.

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Kurz vor zehn Uhr strömen die Teilnehmer der Junioren WM und ihre Crew in den Hangar für das Briefing der Wettkampfleitung. Die internationalen Teams sind sich freundschaftlich gesinnt, doch bereits hier spürt man die allgemeine Anspannung. Der Wettbewerbsleitung wird aufmerksam zugehört. Nach dem Briefing leert sich die Halle innert Sekunden und die Teams ziehen sich in ihre Lager zurück. Das Schweizer Team versammelt sich im Schatten des Baumes bei ihrem Team-Shelter und bespricht die Aufgabenstellung und das Wetter genauer.

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Es ist für uns Aussenstehende schön zu sehen wie die fünfköpfige Truppe gut aufeinander eingespielt ist und einen positiven und offenen Umgangston pflegt. Jeder scheint seine definierte Rolle, sowie Aufgabe zu haben und erfüllt diese mit grossem Engagement. Ab diesem Punkt ist für jeden Zuschauer klar, dass es hier wirklich um etwas geht und ernsthaft gekämpft wird. Es werden mögliche Flugtaktiken besprochen und die Anspannung ist nun klar spürbar. Die Piloten werden immer ruhiger (was erstaunlich ist, wenn man die Charaktere kennt) und konzentrieren sich auf ihre Aufgabe. Nach diesem teaminternen Briefing werden die Flugzeuge mit dem Auto über das riesige Flugfeld mit drei Haupt- und einigen Neben-Pisten in das sogenannte Grid an den Start gezogen. Unterwegs werden die Flugzeuge gewogen (das maximale „Kampfgewicht“ darf nicht überschritten werden). Die Handgriffe beim Bereitstellen der Flieger sitzen und die Crew versteht sich blind oder mit wenigen Worten.

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Sobald die Segelflugzeuge in der richtigen Position bereitstehen und die Flugrechner mit der Wettbewerbsaufgabe programmiert sind, konzentrieren sich die Piloten ganz auf die Aufgabe. Sie sitzen entweder im Auto, unter den Flügeln im Schatten oder im Flugzeug. Erst kurz vor der definierten Startzeit, ziehen sie den Fallschirm an und machen sich im Cockpit flugbereit.

Dann geht es endlich los für die rund 60 Piloten…

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Vom Boden aus verfolgen wir das Live-Tracking. Mit fünfzehn Minuten Verspätung wird die aktuelle Position der jeweiligen Segelflugzeuge auf einer Satellitenkarte dargestellt. Wir fiebern richtig mit und versuchen die Flugtaktik der jeweiligen Teams zu interpretieren und zu verstehen. Für Päde ist es spannender als ein Krimi oder ein Formel 1 Rennen am Fernsehen.

Eindrücklich sind dann die Endanflüge und die Landungen, dies vor allem wenn gleichzeitig mehr als zehn Flugzeuge auf einmal auf die Piste anfliegen und ihren Wasserballast ablassen. Platz ist hier zwar reichlich vorhanden, trotzdem wird die Sicherheit gross geschrieben. Die Freude, das Ziel nach vier bis fünf Stunden Flug erreicht zu haben, ist den Piloten beim Öffnen des Capots ins Gesicht geschrieben. Bis jetzt stimmen die Leistungen der Schweizer Piloten und lassen auf eine gute Platzierung hoffen.

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Nach dem Wettkampf und während der Reinigung der Flugzeuge ist die Stimmung gelöst, doch beim Debriefing wird jeder Schritt des Tages nochmals konzentriert besprochen: Briefing, Bereitstellen, Startprozedere, Flugtaktik, usw. Änderungsvorschläge oder Schwierigkeiten, auch teamintern, werden offen angesprochen und am nächsten Wettkampftag direkt umgesetzt oder der Wettkampfleitung gemeldet. Die langen Wettkampftage werden meist mit einem gemeinsamen Abendessen abgeschlossen.

Uns gefällt es auf dem Flugplatz und mit dem Team so gut, dass wir spontan einen Tag länger bleiben als geplant und somit 4 Nächte/5 Tage in Narromine verbringen. An unserem letzten Abend veranstalten wir ein Barbecue beim Pool vor dem Motel. Maja macht den Einkauf, während das Team und Päde auf dem Flugplatz arbeiten. Kurz vor 19:00 Uhr möchte sie zum Metzger um frisches Fleisch zu kaufen. Die Türe ist offen… doch im Laden ist die Auslage bereits leer und gereinigt. Maja zieht sich gut Schweizerisch schon entschuldigend zurück, da wird sie vom Metzger hereingewinkt. Er sei ja noch da, was sie denn wünsche. Völlig ruhig trägt er ein Fleisch nach dem Anderen aus dem Kühlraum in den Laden zurück, bis Steaks, Poulet, Lamm und Würste ausgesucht sind. Natürlich weiss er sofort, dass Maja zu den Segelfliegern gehören muss und plaudert fröhlich drauflos. Unglaublich wie hilfsbereit, offen und entspannt die Australier sind! Das Grillieren hätte also pünktlich losgehen können… wäre nicht das Gas gerade eben, bei einem anderen Gast ausgegangen. Im Motel haben sie keinen Ersatz mehr, also fahren zwei von uns zur nächsten Tankstelle und ersetzen die leere Flasche gleich selber. Problem gelöst, Geld von der Rezeption zurückerhalten und Fleisch bei Sonnenuntergang genüsslich verspeist! No worries! Australia at it’s best!

Mit Wehmut nehmen wir am Tag darauf Abschied vom Team und dem Ort in Australien, welchen wir sonst nie besucht hätten. Es war für uns eine Freude und ein tolles Erlebnis, für einige Tage Teil des tollen Schweizer Junioren Teams zu sein. Danke für euren Einsatz und Euer Engagement. Der Wettkampf geht nach unserer Abreise noch weitere 8 Tage und wir werden die Ergebnisse regelmässig mitverfolgen, sowie die Daumen drücken. Hopp Schwiiz!

Weitere Links zur Junioren Weltmeisterschaft im Segelflug:

http://www.juniorgliding.ch/de/news/jwgc-narromine

http://www.jwgc2015.com/

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