Russell Island

Am Nachmittag finden wir den Hafen von Redland Bay nach etwas Suchen doch noch. Wir packen unsere kleinen Rucksäcke für die nächsten drei Tage auf Russell Island und überlassen den Campervan sich selbst und dem Parkplatz. Mit der Autofähre, welche ganz gemütlich zwischen den anderen Inseln hindurch schwimmt, kommen wir nach Russell Island. Dort werden wir schon bald darauf von Urs mit dem Auto abgeholt. Urs lebt mit Theresa seit mehr als zwanzig Jahren in Australien. Einst wohnten sie im gleichen Quartier wie Maja, in Wetzikon. Auf dem Schulweg, ging Maja immer an ihrem Haus vorbei und Urs fragte jeden Morgen ob sie in den „Chindsgi“ gehe. Da Maja schon in der Schule war (und eine Grosse sei), fand sie das gar nicht lustig. Urs vergass es immer wieder und musste erneut fragen ;-). Maja kann sich also noch ganz gut an die Beiden erinnern, aber nicht nur auf Grund des Ärgers, sondern weil die Beiden damals ein Schiff bauten mit dem sie später mehrere Jahre um die Welt segelten. Auf Russell Island gibt es ein schönes Wiedersehen mit den Abenteurern.

Urs lädt uns ins Auto und fährt gleich mal um die ganze Insel. Es gibt nicht wirklich ein Zentrum. Beim Hafen befindet sich ein Laden und die Schule, ansonsten sind die Häuser über die ganze Insel verteilt. Als wir vor dem Haus der Hürlimanns anhalten wartet Theresa bereits in der Tür und begrüsst uns herzlich. Urs ist ein Self-made-Man und hat auch das Haus fast komplett selber gebaut. Über die Jahre ist so ihr ganz eigenes Paradies entstanden. Es ist alles gross und hell. Im oberen Stock befinden sich ihre Stube, einige Zimmer, die offene Küche und das Esszimmer. Dort steht ein massiver Tisch, dessen Platte aus dem Boden des Containers besteht, der vor Jahrzehnten ihr Hab und Gut nach Australien brachte. Trotz der riesen Masse hat er locker im Esszimmer Platz. Von der Küche kann Geschirr und Essen mit einem kleinen Warenlift ins Untergeschoss transportiert werden. Wir nehmen die Treppe, die in einen Wintergarten mit Pizzaofen führt. Davor steht ein weiterer grosser Esstisch. Auf dieser Ebene befindet sich das Gästezimmer mit Bad en Suite (Welch ein Komfort nach so vielen Wochen im Camper!), ein überdeckter BBQ-Platz (natürlich mit grossem Tisch) und der Pool.

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Alles ist liebevoll eingerichtet und in jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Fronten von Möbeln sind mit schönen Bildern foliiert und hier und dort sitzt ein lebensgrosses Tier aus Ton von Theresa ins Leben gerufen. Der Garten ist genauso grosszügig und gepflegt wie das Haus.

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Zwei Dinge fallen sofort ins Auge. Das kleine Aluboot auf dem Rasen, welches Urs auch selber gebaut hatte, und der lange Steg der zum King Loui hinausführt – das Segelschiff, welches sie rund um die Welt brachte. Obwohl Urs pensioniert ist, kann er es nicht lassen zu „chlüttere“. Theresa hat einen schwer beschädigten Rücken und schwache Knochen, was aber ihrer positiven Einstellung und Lebensfreude nichts anzuhaben scheint. Trotzdem können sie weder im Segelschiff noch im kleinen Motorboot mehr Ausflüge machen. Darum hat Urs nun ein grösseres Motorboot gekauft um es wieder herzurichten. Es wird ein Bett unter Deck haben, wo sich Theresa hinlegen kann. Auch das Haus ist noch lange nicht fertig – ein Lebenswerk. Wir sind besonders vom Innenleben des King Louis, dem Segelschiff, fasziniert. Urs hat mit endloser Liebe jedes einzelne Detail im Boot nach Mass hergestellt und jede Ecke ausgenutzt.

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Nach der Haus- und allgemeinen Bootsbesichtigung gibt es Pizza aus dem Holzofen mit einem guten Wein. Es ist so lecker, wir könnten die ganze Nacht weiteressen. Die Zeit vergeht wie im Flug, Urs und Theresa haben so viel Interessantes aus ihrem Leben zu erzählen.

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Am nächsten Morgen starteten wir mit einem guten Frühstück mit Panetone und selbstgebackenem Brot in den Tag (RICHTIGES Brot, nicht den doofen Toast den es hier gibt). Danach machen wir uns bereit für eine Bootsfahrt. Gemütlich tuckern wir im kleinen Motorboot zwischen den Inseln, in seichtem und ruhigem Wasser in Richtung Goldcoast.

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Bald treffen wir auf Inseln, welche mit prunkvollen Villen überbaut sind und jede eine grosse Jacht vor Anker hat. Einige Grundstücke sind sogar zum Verkauf ausgeschrieben. Wieviel mögen diese kosten? Für uns so oder so unvorstellbar hier zu wohnen, es scheint alles so steril und ohne Seele zu sein. Im Hintergrund sehen wir die Hochhäuser der Goldcoast.

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Ein riesiger Kontrast zu Russell Island mit den Holzhäusern. Wir sind schon lange unterwegs und langsam beginnen unsere Hinterteile zu schmerzen. Nach gut sechs Stunden Bootsfahrt (!) – ohne dass es Maja schlecht wurde – legten wir wieder am Steg bei Hürlimanns an.

Vor dem Nachtessen braucht Päde noch eine Abkühlung im Pool. Urs demonstriert seine selbstgebaute Regenanlage mit integriertem Massagestrahl. Herrlich und einmal mehr überraschend was in diesem Haus alles zu entdecken ist. Direkt neben dem Pool geniessen wir den Abend mit einem guten Stück Fleisch vom Grill, leckerem Salat mit super Sauce von Theresa und einem Glas Wein.

Nach einer erholsamen Nacht müssen wir bereits ans Abschiednehmen denken. Nach dem Frühstück schiessen wir einige Erinnerungsfotos und verabschieden uns wehmütig aber sehr dankbar von Theresa.

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Der Fisch ist übrigens ein Briefkasten 🙂

Urs fährt uns noch zur Fähre. Diesmal nehmen wir die schnelle Personenfähre um aufs Festland zu gelangen. Wir haben die Tage sehr genossen und wurden königlich verwöhnt. Einen riesen Dank an die beiden Gastgeber, die uns so spontan aufgenommen und farbenfrohe Erinnerungen bei uns hinterlassen.

Unser Campervan wartet zum Glück noch auf dem Parkplatz und wurde auch nicht ausgeraubt. Wir können also weiterfahren und am Blog schreiben :-). In Ballina, rund 180 Kilometer südlich von Redland Bay verbringen wir die Nacht. Es ist eine schöne Gegend mit Seen und Flussläufen direkt am Meer und es würde sich sicher lohnen hier länger zu bleiben. Wir haben aber andere Pläne, denn im Landesinneren wartet ein Teil der Schweizer Junioren-Nationalmannschaft der Segelflugpiloten auf uns. Sie sind an der Weltmeisterschaft in Narromine, im Landesinneren.

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