Von Esperance nach Albany via Stirling Range NP

Das Wetter war in den letzten Tagen sehr unsicher und hier unten an der Küste spürbar kälter. In unserem Camper können wir nicht heizen und langsam aber sicher zieht es uns wieder in das Landesinnere, in die Wärme. Die Etappen waren trotzdem sehr erlebnisreich und davon möchten wir berichten. Die Bienenstiche sind unterdessen übrigens auch verheilt.

Über den Stokes NP und den Fitzgerald NP, fahren wir in den Stirling Range NP. Von anderen Campern haben wir gute Wandertipps erhalten. Da wir in den letzten Tagen hauptsächlich gefahren, in der Sonne gesessen (verzweifeltes Wärmetanken für die Nächte, die um die 7 Grad waren), gelesen und allenfalls einstündige Spaziergänge gemacht haben, überkommt uns ein gewisser Bewegungsdrang. Wir planen den höchsten Gipfel von Süd-West-Australien zu besteigen, den Bluff Knoll. Da es tagsüber doch relativ heiss wird, der Weg wenig Schatten bietet, die Ozonschicht hier viel dünner ist und die Haut schnell verbrannt und geschädigt wird, wollen wir früh los. Gesagt getan:

Tagwache um 05:00 (sehr sportlich, bei der Kälte zusätzlich ein Graus)
Frühstück um 05:15
Sonnenaufgang um 05:30
Abfahrt vom Camping um 05:40
Start der Wanderung vom Fuss des Berges um 06:00

Kaum ist die Sonne da, wird es wärmer. Wir steigen bei angenehmen Temperaturen durch Buschland zum Gipfel des Bluff Knoll auf. Der Weg ist fast eine Autobahn, breit und gut präpariert mit vielen Treppenstufen. Beim Aufstieg können wir sogar einem Känguru in unmittelbarer Nähe beim Fressen zusehen. Sowohl auf dem Weg, wie auch auf dem Gipfel sind wir ganz alleine. Man kann von hier bis zum Meer bei Albany sehen. Was heute aber leider nicht der Fall ist, denn es haben sich bereits Wolken gebildet. Trotzdem ist der Blick über die weiten Ebenen und den Gebirgszug der Stirling Range fantastisch.

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Den Nachmittag geniessen wir im Camping, wir haben uns spontan entschieden noch eine Nacht zu bleiben und Morgen noch einen Gipfel zu besteigen.

Ein Ranger gab uns den Tipp bei Sonnenuntergang an einem bestimmten Zaun in der Nähe des Campingplatzes zu warten. Die Kängurus würden dort vom Feld in den Wald zurückhüpfen. Am Nachmittag zog jedoch eine Gewitterfront auf und es begann zu stürmen und regnen. Wir sahen unser Kangoroo-Watching davonschwimmen. Doch genau zum richtigen Zeitpunkt, kurz vor dem Sonnenuntergang ist das Gewitter vorbei. Wir ziehen uns warm an, spazieren zu dem besagten, ca. 1,5km langen Zaun und hoffen auf unser Glück. Die Stimmung am Himmel ist nach dem Gewitter unglaublich schön. Wildes Wolkenspiel und die ganze Palette von Blautönen. In dieser Kulisse dürfen wir tatsächlich über ein Duzend Kängurus beobachten wie sie aus den Feldern in den schützenden Wald hüpfen. Ein schönes Erlebnis!

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Nach einer weiteren sehr kalten und zusätzlich feuchten Nacht, ist unsere Disziplin für die nächste Bergtour etwas unter der wärmenden Bettdecke verloren gegangen:
Tagwache und Sonnenaufgang 05:30
Frühstück um 05:45
Abfahrt vom Camping um 06:15
Start der Wanderung am Fuss des Berges kurz vor 07:00

Wir sind uns gar nicht sicher, ob wir wirklich losgehen sollen. Der Toolbrunup Peak, der unser Ziel ist, hat einen relativ hohen Schwierigkeitsgrad. Er ist sehr steil und nach dem Regen der letzten Nacht ist das Terrain sicher zusätzlich rutschig. Wir lassen uns die Option offen jeder Zeit umzudrehen. Der Gipfel muss nicht auf Biegen und Brechen erreicht werden. Als wir starteten ist der obere Teil des Berges noch in den Wolken. Anfangs steigen wir durch einen schönen Wald – auch hier blüht es in allen Farben. Der Weg ist gut bezeichnet, aber sehr viel naturbelassener als beim Bluff Knoll. Nach der Hälfte wird es immer Steiler und führt bald über Felsbrocken, die bereits etwas Hilfe der Hände verlangen. Je höher wir steigen umso spannender wird es. Die letzten 200m vor dem Gipfel sind wir richtig am „chraxlä“. Trotz leicht feuchten Konditionen geht es aber gut voran und wir erreichen den Gipfel. Die Wolken ziehen eine nach der Anderen über uns hinweg und verdecken immer wieder kurz die grandiose Aussicht. Nach einer Stärkung steigen wir vorsichtigen Schrittes über die feuchte Bergflanke wieder ab und erreichen nach 4 Stunden den Parkplatz. Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour.

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Es ist erst 11:00 Uhr Morgens und wir möchten heute noch Albany erreichen. Deshalb fahren wir direkt weiter. Ein Abstecher in den Porongurup NP liegt auch noch drin. Die Gegend rund um Albany ist sehr grün, mit vielen Schafen und Weinguten. Hier kann man gut Essen, Weine degustieren und verweilen. Wir haben aber ein anderes Ziel. Beim Castle Rock wurde vor kurzem der „Skywalk“ erbaut. Ein überhängender Gehsteig, der neben der schönen Aussicht auch etwas Nervenkitzel bietet. Zumindest für Maja, die nicht 100% schwindelfrei ist. Leider muss bis zum Castle Rock wieder 2km gewandert werden. Maja hat erst überhaupt keine Lust gleich nochmals einen Gipfel zu erklimmen, auch wenn dies mehr ein Hügel als ein Berg ist. Päde muss etwas Überzeugungsarbeit leisten. Der Weg ist stetig, und moderat ansteigend. Der Skywalk selber wird über Tritthilfen im Fels und eine lange Leiter erreicht. Wir konnten die Bergkette des Stirling Range NP nochmals bewundern und das ebene Land Richtung Albany – unser Tagesziel.

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Ein bisschen Spass muss sein, Majas Pantomime zum Thema „Schwablige Knie bei Höhenangst“:


	
	

	
	

Albany ist ein historisch interessantes Dorf mit alten und gut erhaltenen Gebäuden. „Historisch“ heisst im Fall der Häuser 167 Jahre, also verhältnismässig jung. Die ersten Gefangenen und Soldaten der britischen Krone kamen 1826 in Albany an und die ältesten erhaltenen Gebäude sind im Jahr 1848 fertiggestellt worden. Im Ortszentrum stehen einige interessante Informationstafeln zur Entwicklung des Ortes.

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Was uns besonders anzog war eine Nachbildung der Barkasse „Amity“, welche 1826 in den Hafen segelte und damit die Besiedlung durch Weisse begann. Für gerade mal 5$ kann man das ganze Segelschiff mit einem Audio-Guide besichtigen. Unglaublich unter welchen Bedingungen die Seeleute zusammen mit Tieren und Proviant für Wochen auf dem Schiff zusammengepfercht waren. Uns hat das sehr beeindruckt (Oski/Papa, das wär was für Dich gewesen).

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Kleiner Nachtrag:

Heute waren wir in einem Restaurant zum Abendessen in Denmark. Das Ehepaar vom Nachbartisch verwickelt uns bald schon in ein nettes Gespräch (was in der Schweiz wohl nie so geschehen würde).
Die ersten drei Fragen waren:
Woher seid ihr? – Schweiz
Seid ihr im Urlaub? – Ja
Seid ihr auf der Hochzeitsreise? – wie bitte, ja?!
Das Lustige ist, das ist uns jetzt schon mehrmals passiert. Warum sehen uns die Leute bloss an, dass wir frisch verheiratet sind? Wir sind schon Eeeewigkeiten zusammen und nicht zum ersten Mal auf Reisen. Die Frau von heute Abend meinte, wir hätten so ein Leuchten…
Unerklärlich, aber auch irgendwie schön *seliges grinsen*.

 

Kleiner Nachtrag 2:

Nebst den Fliegen kann man auf den NP-Campingplätzen auf den Toiletten auch mal mit einem Waran Bekanntschaft machen:

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2 thoughts on “Von Esperance nach Albany via Stirling Range NP

  1. Victor Leuenberger

    Hallo Ihr zwei „Flitterer“,

    Herzlichen Dank für den Blog, die Bilder und das Teilen Eurer tollen Reiseerlebnisse! Ich war mit meiner Frau 2001 ebenfalls länger in Australien und ich erinnere mich spontan an viele schöne Momente die wir damals erleben durften. Geniesst die Zeit, das Land und es würde mich freuen, noch einige Bericht lesen zu dürfen :-).

    Viele Grüsse, Victor

    Reply
    • pschuler Post author

      Ein nächster Beitrag folgt bald. Wir schreiben immer wieder mal einen, sobald wir Internet haben… und auch mal Lust zum Schreiben haben. 🙂

      Reply

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